Schematherapie ist eine Weiterentwicklung der kognitiven Verhaltenstherapie unter Einbeziehung von Methoden aus der Tiefenpsychologie, der Gestalttherapie, der Hypnotherapie und der Transaktionsanalyse. Die Elemente aus den verschiedenen Therapieschulen werden dabei in ein stimmiges Therapiemodell mit strukturiertem Vorgehen integriert. Die Schematherapie wird der dritten Welle der Verhaltenstherapie, der sogenannten "emotionalen Wende" zugerechnet; im therapeutischen Prozess ist die Arbeit mit und an Emotionen, Achtsamkeit und das Reparenting mit Hilfe der therapeutischen Beziehung besonders bedeutsam. Schematherapeutisch behandelt werden verschiedenste langanhaltende emotionale und zwischenmenschliche Schwierigkeiten (maladaptive Schemata und Modi), die sich in Kindheit und Jugend durch Nichterfüllung zentraler Grundbedürfnisse herausgebildet haben.
Unter einem Schema wird ein relativ stabiles Grundmuster des Denkens und Fühlens verstanden, das sich durch wiederholte Lernerfahrungen herausgebildet hat. Young benennt 18 klinisch relevante Schemata, die wiederum 5 Domänen zugeordnet sind. Im therapeutischen Prozess werden zunächst die vorhandenen maladaptiven Schemata identifiziert. Insbesondere in Imaginationen wird ein Bezug zwischen aktuellen Belastungen und prägenden Lebenserfahrungen hergestellt. Durch Klärung der Schemata wird das Problemverhalten verstehbar.
Während die Schemata gewissermaßen die Bühne bereiten, bezeichnen die Modi die dabei eingenommenen Rollen. So kann beispielsweise ein Patient mit dem maladaptiven Schema Verlassenheit/Instabilität bereits auf geringfügige Zurückweisung mit extremen Gefühlen der Traurigkeit und Verzweiflung reagieren (Modus des verletzten Kindes) oder auf Annäherung in sozialen Kontakten immer wieder mit Rückzug und Kontaktabbruch (Modus der nach außen gerichteten Bewertungen der Eltern). Gemeinsam mit dem Patienten wird eine Moduslandkarte erstellt, in welche im Verlauf der Therapie immer wieder die jeweiligen aktivierten Modi eingeordnet werden können.
In der Schematherapie wird eine Veränderung grundlegender kognitiver Strukturen angestrebt. Voraussetzung hierfür ist eine Schemaaktivierung, die durch emotionsaktivierende Techniken wie Imaginationen und Stühlearbeit unterstützt wird. Bei aktivierten Schemata werden Veränderungen herbeigeführt, durch die sich neue Lernerfahrungen herausbilden. Das "Aussteigen" aus alten Verhaltensmustern erfordert Achtsamkeit, die therapeutisch vermittelt wird. Die schemabedingten maladaptiven alten Verhaltensimpulse müssen erkannt und gehemmt werden, so dass neue Verhaltensweisen entstehen können. Durch erlebens- und handlungsorientierte Behandlungsstrategien wird die Verhaltensänderung unterstützt. Ziel ist immer die Stärkung der gesunden, erwachsenen Anteile (Modus des gesunden Erwachsenen). Der "gesunde Erwachsene" kann die verletzten kindlichen Anteile trösten und besänftigen, er kann die belastenden verinnerlichten Bewertungen der Eltern entmachten und für eine angemessene und ausgewogene Befriedigung der Grundbedürfnisse sorgen. Dieses Reparenting erfolgt zunächst unterstützt durch das Modell des Therapeuten, die therapeutische Beziehung hat daher in der Schematherapie eine besondere Bedeutung, im Verlauf der Therapie übernehmen die Patienten es eigenständig.
Um stabile Veränderungen zu erreichen ist es erforderlich, die alten Verhaltensimpulse immer wieder zu hemmen. Nur durch das wiederholte Üben werden die neuen Lernerfahrungen verinnerlicht. Dieser Prozess wird durch therapeutische Aufgaben wie das regelmäßige Ausfüllen von Schema-Modus-Memos oder Übungsblättern zum inneren Dialog unterstützt.