In der modernen Verhaltenstherapie wird der Begriff Verhalten weit gefasst, Verhalten wird als Funktion von Denken, Fühlen und Handeln begriffen.
Zur Anfangszeit der Verhaltenstherapie stand das beobachtbare Verhalten im Vordergrund, die in dieser Zeit entwickelten Methoden setzen direkt bei der Verhaltensänderung an. Insbesondere die damals enstandenen Konfrontationsverfahren haben bis heute ihre Bedeutung erhalten, sie sind aber heute in einen umfassenderen Therapieplan eingebettet.
Mit der sogenannten kognitiven Wende verlagerte sich der Fokus auf die Analyse der Gedanken und Annahmen. "Nicht die Dinge selbst beunruhigen uns, sondern unsere Vorstellungen von den Dingen" (nach Epikur). In der kognitiven Verhaltenstherapie werden Veränderungen erzielt, indem die in belastenden Situationen auftretenden Gedanken und Annahmen herausgearbeitet und in Frage gestellt werden. Die sicherlich bekannteste Methode, die dabei eingesetzt wird, ist der sokratische Dialog; der Patient wird durch Fragen des Therapeuten dazu angeregt, seine Kognitionen zu hinterfragen und sie, wenn sie sich als dysfunktional erweisen, zu modifizieren. Insbesondere grundlegende Annahmen und Überzeugungen sind meist im lebensgeschichtlichen Zusammenhang verstehbar, oft war ihr Entstehen für das emotionale Überleben des Kindes erforderlich. Sie haben aber über die Zeit ihre Funktionalität verloren und wurden selbst zur Ursache von Problemen, so dass Veränderungen durch kognitive Umstrukturierung angestrebt werden.
Mit der sogenannten emotionalen Wende wurde das Spektrum der Verhaltenstherapie erneut erweitert. Die konkrete und direkte Arbeit an Gefühlen bekam einen zentralen Stellenwert, Konzepte wie Achtsamkeit, Akzeptanz und Wahl von Werten erlangten therapeutische Bedeutung. Bedeutsame Strömungen der emotionalen Wende sind unter anderem die Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT), die Akzeptanz und Commitment Therapie (ACT), die emotionsbezogene Psychotherapie und die Schematherapie.
Ein wesentliches übergreifendes Merkmal der Verhaltenstherapie ist der Anspruch der Hilfe zur Selbsthilfe; der Patient soll wieder dazu ermächtigt werden, seine Probleme selbst zu bewältigen. Daher nehmen Konzepte wie Selbstregulation und Selbstwirksamkeit einen zentralen Stellenwert in der Therapie ein. Bei der gezielten Symptombehandlung wird durch Psychoedukation Wissen vermittelt, das therapeutische Vorgehen wird transparent gestaltet, der Patient wird intensiv in die Therapieplanung mit einbezogen. Neben der Symptomreduktion wird immer auch eine Erweiterung der Handlungsfähigkeit beim Patienten angestrebt.
Eine besondere Bedeutung hat auch die therapeutische Beziehung. Eine offene und vertrauensvolle Atmosphäre ist für den anspruchsvollen Veränderungsprozess einer Psychotherapie unverzichtbar. Daneben werden in der therapeutischen Interaktion auch typische Beziehungsmuster des Patienten deutlich; durch eine Analyse der Probleme in der Beziehungsgestaltung im Hier und Jetzt werden Veränderungen möglich. Therapeutisch wird eine motivorientierte komplementäre Beziehungsgestaltung angestrebt, wichtige grundlegende Bedürfnisse des Patienten sollen in der therapeutischen Beziehung berücksichtigt und erfüllt werden.